
Das Plakat hing am Flughafen. Das Bild ist aber aus dem Internet. Leider ist der kyrillische Schriftzug nicht zusehen. Dennoch: Ein Schelm der Böses dabei denkt.
Nach einer ereignislosen und daher wohl als gut zu bewertenden Anreise bin ich vorgestern wohlbehalten in Belgrad angekommen. Mein Freund und Kum Djordje hat mich gleich am Nikola Tesla-Flughafen aufgelesen und zu sich nach Hause gebracht. Schön war es, auch seine Frau Danijela wiederzusehen, von welcher ich schon bei meinem letzten Aufenthalt in Belgrad im September erfahren hatte, dass die beiden Eltern werden. Und da war sie nun, der Stolz der jungen Familie, die kleine Dora. Man sagt ja, dass Neugeborene ihre Eltern besonders auf Trab halten und auch in diesem Falle ist Dora keine Ausnahme. Wobei ich ja gestehen muss, dass ich als Nicht- oder Noch-Nicht-Vater mir das Kindergeschrei schlimmer vorgestellt habe. Es erinnert mich mehr an einen Wehgesang, wenn sie Hunger hat, schlafen möchte oder ihr sonst grad irgendetwas nicht passt. Und trotz der Liebe und absoluten Fürsorglichkeit der frisch gebackenen Eltern passt ihr anscheinend zur Zeit wohl eine Menge nicht.
Nach dem obligaten Kaffee und Kuchen verbrachte ich anschließend den Rest des Tages mit meinem Kumpan und seiner Frau beim Austausch von Neuigkeiten. Natürlich ging es vor allem ums Private. Aber natürlich kamen auch unweigerlich die Themen Wirtschaft, Krise und Politik in unterschiedlicher Kombination immer wieder zur Sprache. Das ist wohl weniger mir geschuldet, als dass es auch einfach die wichtigsten Themen sind, die natürlich zwangsläufig immer wieder und gerade hier in Serbien einen Einfluss auf die private Lebenswelt haben. Ich bezweifle aber sehr, dass dies bei näherer Betrachtung in irgendeiner Art und Weise anders ist als bei uns, wenn man von der Qualität und Intensität der Bedeutung dieser Themen in Serbien einmal absieht. Das kann man wohl als den Determinismus der privaten Lebenswelt bezeichnen, egal wo man sich auf unserem Erdenball gerade rumtreibt. Bei dem Wort „Krise“ in Bezug auf das, was gerade in der Eurozone passiert, reagieren die Leute hier, wie jeder, der schon einmal in der Region war, mit einem Achselzucken. „Krise? Wir haben seit 30 Jahren nur Krise.“ Nun ja, wenn ich es überlege, wir haben sie nun seit immerhin bald 5 Jahren. Da wird die Krise zum Zustand.
Ab und an mussten nur entweder Danijela oder Djordje kurz aufstehen, wenn Dora wieder unruhig wurde und etwas Zuneigung und Aufmerksamkeit brauchte.
Dennoch schlief ich in der einen Nacht, die ich in Belgrad verbracht habe, ganz ausgezeichnet. Vielleicht lag es daran, dass ich nach meiner Anreise einfach nur müde und erschöpft war, vielleicht lag es an der Hausmarke des selbstgebrannten Rakijas, die mich tief ins Land der balkanischen Träume sinken ließ oder vielleicht, und das ist wohl das Wahrscheinlichste, stimmte die kleine Dora kein Wehklagen oder Leidgesänge in der Nacht an.
Da fällt mir ein, dass ich an dieser Stelle kurz erwähnen möchte, dass auch ohne Gendermainstreaming und den dazugehörigen „Trouble“ beide ein tolles Paar abgeben, nicht nur als Liebespaar, sondern auch als Eltern. Und wie sie sich gegenseitig unterstützen, lässt mich auch ganz warm ums Herz werden.
Wir Ihr seht, stimmt das Datum meines Eintrages nicht ganz mit dem Inhalt überein. Das ist aber eine stilistische Frage, die mir vielleicht erfahrenere Blogger beantworten können. Da ich erst einmal eine feste Bleibe finden und natürlich auch etwas erleben mußte, kann ich natürlich erst zeitverzögert etwas schreiben.
Bei Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen, fragen Sie einfach Ihren Arzt oder Apotheker.
http://www.youtube.com/watch?v=96q5IxqNSqc&feature=player_embedded
Der nächste Eintrag wird jedenfalls eine Zusammenfassung meiner Ankunft und meines ersten Tages in Kragujevac enthalten. Ich möchte auf jeden Fall schon einmal sagen, dass ich bisher hier ganz hervorragend angekommen bin.
Viele Grüße!