Be silent and drive!

So oder so ähnlich würde ich meine Anreise betiteln. Was war geschehen? Im Grunde recht simpel: Bei meiner Abreise letztes Mal hatte ich meinen Freunden versprochen im August wiederzukommen. Und um den Flair des Neuen etwas zu konservieren und zeitgleich auch mal etwas unkonventionelleres auszuprobieren, setzte ich mich vergangene Woche Dienstag in Jena ins Auto, atmete tief durch und trat aufs Gaspedal mit Destination Belgrad.

Die Reise verlief über Tschechien, die Slowakei und Ungarn. Wenngleich ich fast nonstop fuhr, abgesehen von drei kleineren Pausen um zu tanken und ein Sandwich zu essen, dauerte es alles in allem fast 16 Stunden bis ich um 3 Uhr nachts (!)bei meinem Kum Djordje klingeln konnte. Diese exorbitante Fahrtdauer ergab sich aber auch daraus, dass ich mich am ungarsich-serbischen Grenzübergang nahe Kelebija kräftig verfuhr, im tiefsten Wald landete und in stockfinsterster Nacht beinahe auf einem unbefestigten Waldweg liegenblieb. Die beiden ungarischen Zöllner überprüften im Anschluss mehrfach, ob es sich denn auch um mein eigenes Fahrzeug handelte – im Gegensatz zu den serbischen, die mich lediglich fragten, ob ich was zu verzollen hätte (an dieser Stelle meinen Dank an die serbischen Zollbehörden ob der zuvorkommenden Behandlung) und schwupps befand ich mich in der Vojvodina. Die Autobahnen hier haben zu meinem Missfallen leider ein Tempolimit von 120 km/h, ähnlich derer unserer östlichen Nachbarn, was weiterhin zu meiner kleinen Odyssee beitrug, auch wenn ich sah, dass ich anscheinend der Einzige war, der sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt. In Belgrad selbst verfuhr ich mich dann auch noch nach Kräften. Einmal die falsche Brücke überquert und schon landete ich in den Randbezirken der Stadt, mit dem Tank auf Reserve und der Müdigkeit übers Gesicht geschrieben. Es sei zu empfehlen, vor jedweder Exkursion das Navigationsgerät zu aktualisieren – meines lenkte mich lediglich zum Trg Republike im Zentrum der Stadt.

Ansonsten verlief alles wunderbar. Ich habe ein paar schöne Tage bei Djordje, Danijela und der kleinen Dora verbringen dürfen, auch wenn mein Freund tagsüber arbeiten musste.

Inzwischen bin ich in Kragujevac bei Petar und Andjelka angekommen und bin hier ebenfalls auf überaus zuvorkommende, freundliche und offene Gastgeber gestoßen.

Zur Zeit bin ich auch dabei ein Erasmus-Abkommen zwischen Jena und Kragujevac in die Wege zu leiten. Und vielleicht mit ganz viel Glück und Zucker und Streuseln obendrauf, kann ich vielleicht nächstes Jahr als Lektor hier anheuern. Wäre großartig! Aber dazu ein andermal mehr.

Am Samstag oder Sonntag geht’s vielleicht wieder nach Belgrad. Dusan hat mich gefragt, ob ich mit ihm und seinen Freunden zum allseits bekannten und beliebten Beerfest (ja, das heißt tatsächlich so) gehe. Eine Kombination aus internationalen Bierproben und Rockfestivalatmosphäre würde mir da doch sehr zusagen…

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